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Wolf im Lagenpelz

Plattenspieler Edwards Audio TT6a im Test

Wer einfach gerne Musik hört, wem Statussymbole schnurz sind und für wen Preis- und Leistung noch einen Wert haben, der liegt mit den Produkten von Edwards Audio genau richtig.
Es geht auch einfach Auspacken, anschließen, genießen. Das könnte das Motto des Edwards Audio TT6a Plattenspielers sein. Also gut, ganz so einfach ist es dann doch nicht, denn bt HIFI Vertriebschef Stefan Becker hatte auf dem Edwards Audio A6 Tonarm bereits einen Tonabnehmer vorinstalliert und feinjustiert. Nicht irgendeinen, aber dazu komme ich später noch. Schon beim Auspacken fiel mir auf, dass die Verpackung des TT6a deutlich wertiger als die früheren Modelle geworden ist. Sinnvolle Inlays schützen die wichtigen Teile effektiv und der Karton ist von der Art, dass er nicht nach dem ersten Transport gleich wieder entsorgt werden muss. Nächster Anlass zur Freude war die kinderleichte Bedienung.

Leichtgewicht

Apropos kinderleicht oder vielleicht besser federleicht: das Tonarmrohr des neuen TALK A6 Tonarms besteht aus Carbon. Das alleine wäre noch keine Meldung wert, denn es war auch vorher schon daraus gefertigt. Doch im Gegensatz zu vielen anderen vergleichbaren Tonarmrohren ist es aus gezogenem Carbon und nicht aus verklebten Platten gefertigt, was seine Steifigkeit erhöht und das Gewicht senkt. Dazu ein wenig Hintergrundwissen. Der deutsche Ingenieur Ernst Kühne entwickelte 1954 im technologischen Entwicklungslaboratorium eines internationalen Elektrokonzerns das sogenannte Strangziehverfahren, in der Fachsprache Pultrusion, das die Herstellung solcher Rohre erst möglich gemacht hat. Es gelang ihm, die ersten Ziehprodukte mit Endlosfasern herzustellen, was 1967 zur Gründung des ersten europäischen Pultrusionsunternehmens, des Ernst Kühne Kunststoffwerks in Waldshut-Tiengen direkt an der Schweizer Grenze führte, einem Unternehmen, das es bis heute gibt. An dieser Stelle sei auch noch einmal etwas Grundsätzliches erwähnt: Die Dachfirma von Edwards Audio namens Talk Elektronics stellt die meisten Teile ihrer Produkte selbst her. Also Acrylteile für die Chassis schneiden, verkleben, Platten- und Innenteller oder Lager drehen und vieles mehr. Nur durch diese hauseigene Fertigung im Vereinten Königreich gelingt es ihnen, ihre höchst attraktiven Preise zu halten. Der Tonarm hat übrigens im Gegensatz zum Vorgänger eine neue Innenverkabelung aus hochreiner Kupferlitze bekommen – Talk Electronics hat als reiner Kabelhersteller begonnen.

Neue Linie

Thomas Schmidt schrieb 2019 über den Ur-TT6, dass er ein waschechter Brettspieler sein. In der TT6 Classic Version ist er das nach wie vor. Der neue TT6, den Stefan Becker mit einem Augenzwinkern TT6a nennt, ist aber kein Brettspieler mehr. Das Topmodell der neuen Designästhetik von Edwards Audio, die selbst das kleinste Modell namens Apprentice umfasst, bekam für seine Zarge eine Sandwichkonstruktion aus unterschiedlichen Materialien, was aus unserer Sicht schon immer eine gute Idee war. Talk Electronics Chef Kevin Edwards (sic) schrieb mir:“Der TT6a ist aus alternierenden Lagen von 3 mm starkem Acryl aufgebaut, die mit einer 1.5 mm dünnen Schicht viskoelastischen Dämmmaterials verbunden sind.“ Wie viele es sind, wird auf der Edwards-Seite anders dokumentiert, als auf der von bt HIFI. Doch da vertraue ich ganz auf Stefan Becker, der mir auf die Frage, wie viele Lagen es denn nun seien, schrieb“:farbiges Acryl-Dämmmatte- transparentes Acryl-Dämmmattefarbiges Acryl-Dämmmatte-transparentes Acryl-Dämmmatte-farbiges Acryl-Dämmmatte- transparentes Acryl-Dämmmattefarbiges Acryl. Haben Sie mitgezählt? Genau, es sind dreizehn Lagen. Das ist ne Menge Dämpfung, zumal Acryl ebenfalls dämpfende Eigenschaften hat. Aber da der TT6a nicht einmal 6kg wiegt, sollte das kein Problem darstellen und das tut es auch nicht, denn er spielt alles andere als überbedämpft. Sprich, er verwandelt Mikrovibrationen in Wärme und verbrennt dabei keine Mikroinformationen.

Mehr Details

Der Acrylteller des TT6a hat eine klanglich und für den Gleichlauf perfekt austarierte Stärke von 17 mm, der Subteller ist aus dem vollen Aluminium gedreht – wie erwähnt wird das alles im Hause Edwards erledigt. Die Labelaussparung wurde dabei genau so wenig vergessen, wie eine Aushöhlung, um den Schwungradeffekt zu erhöhen und etwaigen Geschwindigkeitsschwankungen entgegen zu wirken. Das tut auch der optionale Motorcontroller SC5, den ich Ihnen sehr ans Herz legen möchte. Warum? Nun Talk Electronics baut unter anderem auch die Netzteile für SME und ich habe das dem TT6a beigelegte Steckernetzteil mit dem SC5 verglichen und wie soll ich’s sagen? Das ist kein Vergleich, denn es ergibt sich daraus beileibe kein subtiler Unterschied: viel mehr Ruhe, Finesse, Durchzeichnung und auch Basspräzision ist hier mit verhältnismäßig kleinem Geld gewonnen und hievt den TT6a in Kategorien, in denen sonst deutlich teurere Platzhirsche das Sagen haben. Der hauseigene 24 Volt Motor, der übrigens mit derselben Dämmschicht von der Zarge entkoppelt ist wie die Acryllagen voneinander, wird also, wenn Sie das externe SC5-Netzteil verwenden, mit einem perfekten, DSP generierten Sinus angetrieben, was Vibrationen deutlich vermindert und zu oben angeführten Klangvorteilen führt.


Hier kann man den klangnützlichen Materialmix des A6 Tonarms und seiner Peripherie hervorragend erkennen
Das Lager ist aus Messing, die Spindel aus Stahl, die Lagerkugel aus Keramik. Die Spindel wird ins Lager mit einer Toleranz von 0.015 mm eingepresst – das läuft geschmeidig. Die optionale synthetische Rubinkugel ist aktuell nicht lieferbar. Über den A6 Tonarm haben wir schon gesprochen. Seine sanfte Evolution umfasst auch eine noch etwas robustere seitliche Lagerung. Wir erinnern uns, das Einpunktlager des A6 ist seitlich abgestützt und im Handling absolut unauffällig, sprich null kippelig, wie manch andere Einpunktkonstruktionen. Das Gegengewicht ist aus Edelstahl gefertigt – selbstredend auch im Hause Edwards. Der Tonarm ist zwar ausgesprochen leicht, aber eben auch sehr steif und damit sehr tragfähig für sehr gute Tonabnehmer wie dem vorinstallierten, der wenig überraschend aus dem Hause Van den Hul kommt, eine Marke, die Stefan Becker ebenfalls im Vertrieb hat. Überraschend ist aber, wie gut das zusammen funktioniert, denn diese Systeme sind nicht anspruchslos und mit dem Van den Hul MC10 Special verdoppelt sich der Preis des Drehers einfach mal. Aber denken Sie bitte nicht, es müsste zwingend ein edles System in den A6. Sinn der Übung ist zu zeigen, wozu der Arm in der Lage ist. Ich habe ihn schon mit einem günstigen Audio Technica gehört, was ebenfalls hervorragend funktioniert.

Musik

Mit dem Van den Hul MC10 Special stellt sich auf Anhieb ein überragend fein zeichnender, eleganter und extrem gut durch hörbarer Klang ein.
Plattenspieler Edwards Audio TT6a im Test, Bild 4
Van den Hul MC10 Special – das und der A6 gehen eine kleine Traumehe ein: so kann man Musik perfekt genießen
So entwickelt Taj Mahals charmantes Spätwerk „Savoy“ mit Klassikern aus dem Harlem der 30er Jahre geradezu einen Sog, dem ich mich nicht entziehen kann. Auf „Let´s dance“ schüttelt die englisch-niederländische Kombi dann einen Bass aus den Lautsprechern, dass ich mich frage, ob ich die Loudnesstaste gedrückt habe. Spaß gemacht, es gibt keine. Oder wie glasklar und tief im Raum verortet die hervorragend aufgenommene Jazzeinspielung triosence klingt. Ich bin über diese Tiefe und Souveränität erstaunt, denn die kenne ich eher von Masselaufwerken, denen die Agilität des TT6a aber häufig abgeht. Und wenn Joe Henderson mit voller Kraft sein Tenorsaxofon anbläst, dann bringt, das den TT6a null aus der Ruhe, er scheint sich zu fragen, was als Nächstes kommt. Und darauf kann man sich als Hörer freuen.

Fazit
Selbst der teuerste Plattenspieler von Edwards Audio bleibt dem Kern der Marke treu und ist absolut preiswert. Mit dem TT6a kann man sich auf das Hören seiner Lieblingsplatten konzentrieren und muss nicht nach Besserem suchen.

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