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Edwards Audio IA7W Testbericht

Lite Magazin

Fazit
Der IA7W ist ein durch und durch wohlklingende Verstärker. Die Handarbeit und die Sorgfalt, die die Briten hier an den Tag legen, machen sich klanglich bezahlt. Glücklicherweise muss man aber kein Vermögen für diesen klassischen Vollverstärker auf den Tisch legen, der Edwards-Amp ist bereits für rund 1.190 Euro zu haben! Als kleines Schmankerl erhält man noch Rec-Out dazu. Das ist heute eher eine Seltenheit und für viele Musikfreunde sicher ein echtes Pro-Argument. Für Freunde von Vinylscheiben ist das optionale Phono-Modul ebenso ein Must-have und jeden Cent wert. Materialqualität und Verarbeitung des IA7W sind zudem über jeden Zweifel erhaben, die Bauteile werden wohl Jahrzehnte überstehen. Nur die Fernbedienung sollte vielleicht doch lieber Einzug in eine Schublade halten.

Testurteil

+ ausgewogener Klang
+ imposante Grundtondynamik
+ feine Hochtonauflösung
+ überzeugende Räumlichkeit
+ hohe Materialqualität
+ sehr gute Verarbeitung
+ MM-Phono Pre-Amp optional
– keine Digitaleingänge
Benotung: Klang (60%): 89/90 Praxis (20%):89/90 Ausstattung (20%): 87/90
Gesamtnote: 88/90
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung sehr gut

Noch nie von Edwards Audio gehört? Die Marke gehört zu Talk Electronics mit Sitz in Virginia Water, etwa 35 Kilometer westlich von London. Das Unternehmen hat sich bereits 2010 einen exzellenten Ruf mit dem vergleichsweise preiswerten Plattenspieler Edwards Audio TT1 gemacht. 2014 wurde das Produktportfolio dann auf HiFi-Systeme ausgeweitet und erstmals auf der High-End in München vorgestellt. Bemerkenswert ist, dass Talk Electronics mit einigem Stolz darauf verweist, dass alle Geräte komplett im Werk in England hergestellt werden. Selbst die verwendeten Platinen werden dort von Hand verdrahtet und verlötet. Zugleich kommen ausschließlich sehr hochwertige und langlebige Komponenten zum Einsatz. Um das alles budgetorientiert bewerkstelligen zu können, schafft der Hersteller regelmäßig neue Maschinen an. So gelingt es dem noch jungen Unternehmen, ausgezeichnete Geräte in einem attraktiven und umkämpften Preisbereich anzubieten.

Blaues Leuchten und weitere Äußerlichkeiten

Für so manchen Betrachter erscheint der Edwards Audio IA7W vielleicht ein bisschen aus der aktuellen Zeit gefallen. Andere finden das Design eher zeitlos und elegant. So zumindest die Meinungen der Kollegen aus der Redaktion. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Neugierig gemacht hat mich allerdings das „W“ in der Produktbezeichnung, das ich von Edwards noch nicht kannte. Dieses steht hier für „wide“, also für die breite Version des IA7. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern kommt dieser Verstärker nämlich nicht im Half-Size-Format, sondern in 44-Zentimeter-Ausführung daher. So passt sich der IA7W auch viel besser in das klassische HiFi-Gefüge ein und dafür wurde er schließlich auch entwickelt. Die Vorderseite ziert Acrylglas mit blauer Hintergrundbeleuchtung, das von einem neun Millimeter breiten Alu-Rahmen eingefasst ist. Das wirkt schonmal sehr edel und hochwertig.

Auf das Wesentliche reduziert

Links auf der Front befindet sich die beleuchtete Typenbezeichnung, auf der rechten Seite zwei große Regler. Der linke selektiert die Eingänge und bietet eine Mute-Stellung. So kann man den Verstärker schnell zum Schweigen bringen, falls beispielsweise das Telefon klingelt. Der rechte, voluminöse Regler ist für die Justage der Lautstärke zuständig. Wird dieser voll aufgedreht, liefert der kleine Brite 2 x 60 Watt an acht Ohm an die angeschlossenen Lautsprecher. Das hört sich jetzt vielleicht nicht so viel an, ist aber für Räume bis zu einer Größe von 40 Quadratmetern locker ausreichend. Beim Raumbedarf hält sich der IA7W, wie bereits erwähnt, an die üblichen 440 Millimeter in der Breite. In der Höhe habe ich 100 Millimeter gemessen, in der Tiefe würde ich 400 Millimeter veranschlagen, damit die Kabel nicht gequetscht werden. Die Lautsprecherterminal sitzen vertieft im Gehäuse. Das heisst, Kabel können nur mit Bananensteckern angeschlossen werden.

Bedienungsangelegenheiten

Wer sich beim seines Vertrauens Händler umschaut, wird vermutlich noch nie die außergewöhnliche Fernbedienung des IA7W zu Gesicht bekommen haben. Ein English Breakfast trifft auf dem Festland nicht unbedingt auf ungeteilte Zustimmung. So geht es mir auch mit dem Infrarotgeber meines Testgastes. Sie funktioniert zwar tadellos und wiegt mitsamt Batterien nur 70 Gramm. Die blauen Quellenwahltasten harmonieren auch weitestgehend mit den Leuchten des Frontpanels. Die grünen Tasten für die Lautstärkeregelung und weitere Funktionen wollen aber nicht ins Bild passen. Ebenso die leicht gewölbte Form der Fernbedienung, die eher an eine Computer-Mouse, als ein Zubehör für ein HiFi-Produkt erinnert. Ohne zuviel vorweg zu nehmen: Das wäre auch der einzige echte Kritikpunkt in meinem Test. Hier hätte Talk Electronics sicher eine passende Fernbedienung im Stile des Geräts entwerfen können. Eine Glasoberfläche mit schwarzen Tasten und Hintergrundbeleuchtung wäre schick gewesen.I

Stromangelegenheiten am IA7W

Für mich ein Grund mehr die wirklich hochwertigen und robusten Regler direkt am Gerät zu bedienen. Die reagieren jederzeit exakt und die Lautstärke kann in feinsten Nuancen geregelt werden. Nicht ganz praktisch empfinde ich dagegen, dass sich der Netzschalter auf der Rückseite des Verstärkers befindet. Ist das Gerät nicht oben auf dem Regal positioniert, muss immer hinter das Rack gegriffen werden, um den IA7W vollständig vom Netz zu nehmen. Eingefleischte HiFi-Enthusiasten werden entgegnen, dass man ein Audio-Gerät ohnehin nie ausschalten sollte. Umweltbewusste Musikfreunde haben dagegen andere Argumente. Wie auch immer, die hinterleuchtete Front des Edwards-Amps ist immerhin so hübsch, dass der Verstärker aus optischen Gründen auf Mute stehenbleiben sollte. Alternativ lässt sich die HiFi-Kette aber auch an einer funkgesteuerten Netzleiste betreiben und so bei Verlassen des Hauses komplett vom Strom nehmen. Auch das ist in vielen HiFi-Ketten heute längst Standard.

Leben und Leidenschaft

Legt der Edward Audio IA7W dann los, sind diese Kleinigkeiten aber schnell vergessen. Was die Klangabstimmung betrifft, haben die Engländer nämlich einen ausgezeichneten Geschmack bewiesen. Die Endstufe packt ordentlich zu, sobald reichlich Leistung verlangt wird. Richtig Spaß hat mir mein Probehören mit den kompakten Spendor Classic 4/5 gemacht. Mit einer Belastbarkeit von maximal 120 Watt passen sie auch technisch gut zum Verstärker. Dieses Versprechen wird im Hörtest dann schnell eingelöst, hier sprechen die Spendors nämlich sofort agil und wendig an. Da mein Gehör auf natürliche Geräusche trainiert ist, füttere ich den IA7W zunächst mit reichlich Akustik-Material. Ein erstes Beispiel wäre die StonesSour-Version des Chris isaak-Klassikers „Wicked Games“. Diesen eher ruhigen Song interpretiert der Edwards-Amp dann sofort mit Leben, Leidenschaft und Knack. Die füllige Stimme von Corey Taylor wird sofort kraftvoll und detailliert in Szene gesetzt. Die Verteilung der Gitarren gelingt auf beiden Lautsprechern ausgezeichnet.

Klar und fein

Was mich aber so richtig begeistert, ist die akustische Reproduktion des überschaubaren Raums, in die Musik spielt. Er wird glaubhaft hinter und zwischen den Schallwandlern abgebildet, ohne dass das Klangbild an Korrektheit verliert oder die musizierenden Gitarren zu gigantisch oder zu klein dargestellt werden. Und auch wenn es etwas ruhiger, zugleich aber dennoch druckvoll zugehen soll, zuckt der IA7W nicht zusammen. „Anima“ von Angela Puxi ist eines meiner oft genommenen Testtracks. Entsprechend gut kenne diesen Song, der mit tiefen Bässen, zahlreichen Perkussionsinstrumenten und der satten Stimme der Sängerin aufwartet. Über den Edwards-Verstärker reproduziert, wird mir hier ein druckvolles, harmonisches und agiles Bild abgeliefert, das sofort Spaß auf mehr macht. Meine Redaktion ist eine deutliche Erhöhung der Lautstärke. Was mich dabei besonders erfreut: Statt, wie bei vielen Mitbewerbsmodellen nach einem deutlichen Pegelanstieg üblich, kommt der IA7W ohne nerviges Rauschen oder eine Aufdickung im Bass auf.

Agil und vehement

Im weiteren Verlauf meines Tests lasse ich dann noch jede Menge weiteres Musikmaterial auf den Briten los. Was mich dabei stets überzeugt, ist die ausgezeichnete Kanaltrennung. Trotz gerade einmal 60 Watt Ausgangsleistung knallen mir stramme und hochpräzise Bässe entgegen. Alles auf einem sauberen, unverrauschten und wirklich klaren Hintergrund. Keine Spur von überzogener Wärme oder unnötiger Härte. Im Gegenteil, der IA7W zieht zwar kräftig an, gibt mir aber nie das Gefühl angestrengt oder überfordert zu sein. „These Bones“ von den Fairfield Four erschallt beispielsweise brillant und sauber abgestimmt im Raum. Dabei zeigen die Spendor-Lautsprecher dann ein weiteres Mal, dass sie hervorragend mit meinem Testgast harmonieren. Sehr gut gefällt mir, das der Lautstärkeregler so ausgelegt ist, dass ich den Pegel selbst im leiseren Bereich fein justieren kann. Das ist hier ein wichtiger Punkt, denn der IA7W geht auch unter niedrigen Lautstärken agil und vehement zur Sache.

Analog, aber richtig

Der Edwards Audio IA7W nimmt zwar Signale von analogen Quellen entgegen, dafür allerdings in allen Varianten. Der hochwertige CD-Player hat meist bessere Wandler als die meisten Verstärker. Er wird also ohnehin analog verbunden. Oder es wird gleich ein externer DAC wie der CocktailAudio N15D verwendet. Auch das geschieht über den analogen Weg. Die Eingänge des IA7W reichen von zwei Tape-Eingängen, einem 3,5-Millimeter-Aux-In und zwei weiteren Cinch-Ports bis hin zum (optional erhältlichen) Phono-Anschluss. Letzterer schlägt mit gerade einmal 100  Euro zusätzlich zu Buche, bietet dann aber auch Entzerrerstufen für MM-Tonabnehmer. Das alles wäre aber nicht komplett, könnte man seine Platten nicht auch noch aufnehmen. Tatsächlich stehen am Verstärker noch „Rec-Out“-Buchsen zur Verfügung. Wer also noch ein Tape-Deck sein Eigen nennt, oder über eine Bandmaschine verfügt, hat hier ein zeitgemäßes Gerät für den Anschluss gefunden.

Digitales Hintertürchen?

Außergewöhnlich ist der 3,5-Millimeter-Klinkeneingang für den Anschluss moderner Zuspieler. An ihm finden bevorzugt portable Geräte Zugang. Ich habe das mal mit einem iPad und einem Wireless Transmitter ausprobiert. So findet beispielsweise die auf dem iPad abgelegte Musiksammlung Gehör über die großen Lautsprechern und auch Spotify, Tidal und weitere Musikdienste sind über diesen (Um-)Weg erreichbar. Selbstverständlich ist die externe Digital-zu-Analog-Wandlung klanglich nicht so gut, wie in einem dedizierten HiFi-DAC. Das Ergebnis hat mich aber dennoch positiv überrascht und kann sich durchaus hören lassen. Schließt man hier einen Bluetooth-Adapter an, lässt sich die Zuspielung vom Smartphone oder Tablet dann sogar ganz ohne Kabel vornehmen. Ich kann mich nur wiederholen: Dass der Edwards keine digitalen Signale direkt entgegennimmt, ist für mich kein Negativpunkt. Wer audiophile Digitalquellen anschließen möchte, wird ohnehin einen externen DAC wie den Lehmannaudio Drachenfels oder den Hiby R5 verwenden. Warum dann für einen internen Wandler bezahlen?

Da ist noch ein Ausgang

Einen weiteren Port hätte ich beinahe vergessen. Am Edwards Audio IA7W gibt es noch einen „Main Pre Output“ für die Verkettung mit einer externen Endstufe. Das heisst, mein Testgast lässt sich bei Bedarf aufrüsten und als reiner Vorverstärker verwenden. Diesbezüglich bietet sich dann der Edwards Audio P7 als externe Endstufe mit einem deutlich höheren Leistungspotenzial an. So verbunden, ist dann auch der Bi-Amping-Betrieb möglich. Hat man passende Lautsprecher, wie beispielsweise die Spendor Classic 200 verkettet, lassen sich die Tiefton- und Hochtoneinheiten über separate Endstufen ansteuern. Eine weitere Aufrüstmöglichkeit stellt die Erweiterung um einen aktiven Subwoofer dar, der so für eine Extraportion Druck im Tiefbassbereich sorgt. Auch der lässt sich am erwähnten Main Pre Output anschließen. Die erforderliche Frequenztrennung erfolgt in diesem Fall über die entsprechenden Werkzeuge am Subwoofer.

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