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Edwards Audio Apprentice MM

Stereoplay Testbericht 6-2022

Der Phono-Lehrling

Es ist schon enormes Understatement am Werk, wenn eine Firma, die seit 13 Jahren Phonoverstärker baut, ein neues Gerät Apprentice, also Lehrling, nennt.
Unser Test bestätigt: Understatement ist hier fehl am Platz.


Bei Edwards Audio muss ich immer kurz innehalten und mich sortieren. Wie war das noch mit Talk Electronics? Wer ist hier wer? Nun, es ist eigentlich simpel. Talk ist der Mutterkonzern, Edwards Audio eine von mehreren Marken. Der Internetauftritt ist etwas, wie sag’ ich es freundlich…, ernüchternd, aber es gibt ja den deutschen Vertrieb. BT Hifi führt alle Produkte des Herstellers auf, darunter vier Plattenspieler in sieben Ausführungen und fünf Phonoverstärker. Das ist ein Statement. Der Apprentice MM ist der kleinste Phono-Amp, er kostet 159 Euro und widmet sich ausschließlich der Verstärkung und Entzerrung von Signalen, die Moving-Magnet-Tonabnehmer anliefern. Es gibt im Markt sicher noch günstigere Geräte – in stereoplay hatten wir zuletzt etwa den Dynavox TC-5B –, aber das hier ist zum einen sehr freundlich bepreist, auch für Einsteiger, und zum anderen eben hochwertiges HiFi, ohne Wenn und Aber. Die Spezialisierung auf MM ist da ein Vorteil, und zudem hat man bei Edwards Audio doch ein besonderes Verhältnis zu Phonoverstärkern:
Das erste Produkt der Marke war 2009 eine kleine MM/MC-Phonostufe namens MC1. Made in England Diese wurde, wie auch die aktuellen Geräte, in England, genauer: in Virginia Water in Surrey gebaut. Aus dieser Fabrik über den Umweg des deutschen Vertriebs erreichte uns also eine Apprentice MM.
Eine angenehm kompakte Erscheinung, mit einem Einschalter auf der Rückseite und je einem Paar Cinch-Ein- und Ausgängen. Dazu gibt es eine ordentliche Erdungsschraube, fertig ist die Laube. Technisch ist über das kleine Kistchen leider nicht viel in Erfahrung zu bringen. Der Vertrieb berichtet von einer zweistufigen Verstärkung, „um die Entzerrungselektronik zu schützen und um eine niedrige Ausgangsimpedanz zu gewährleisten“ (10 Ohm). Die Schaltung kombiniert eine passive Höhen- mit einer aktiven Bassentzerrung.
Das Ganze steckt in einem Metallgehäuse mit einer eleganten 3 mm dicken schwarzen Acrylblende. Die Kompaktheit und das geringe Gewicht haben den Nachteil, dass hochwertige Kabel (im Test nutzten wir van-den-Hul- und Funk Tonstudiotechnik-Kabel) das Ding nach hinten kippen lassen, hier muss man eventuell etwas unter die Kabel legen. Das Messlabor hatte nichts zu beanstanden. Der Rauschabstand ist prima (82 dB) und die elektrischen Werte (47 Kiloohm Eingangswiderstand und 100 Pikofarad Eingangskapazität) ideal. Der Apprentice MM verstärkt das Signal um 42 dB, das ist ein üblicher Wert. Ausgeschaltet verbraucht er 0,1 Watt, im Betrieb drei. Da ist es auch kein Drama, wenn man an den rückseitig angebrachten Powerknopf vielleicht nicht gut drankommt. Im Hörraum zeigte der Apprentice MM an einem Reloop RP700MKII mit Ortofon Concorde 40 Anniversary im Tonarm, dass er für seinen Preis sehr musikalisch ist. Er erinnerte mich ein wenig an das Axiss Mustang aus Ausgabe 4: Eine Art Problemlöser.
Der Apprentice spielt ausgewogen, mit einem Hauch Wärme, nervt nie und macht so viel richtig, dass das, was er im Vergleich mit teureren Exemplaren nicht so gut macht, nicht groß stört. Welche Musik man ihm reinschiebt, ist egal, und das sollte es ja auch sein. Auf „She Caught The Katy“ (Blues Brothers O.S.T.) waren die Bläser dynamisch und die Instrumente sehr schön separiert. Fritz Wunderlichs Stimme („Dies Bildnis ist bezaubernd schön“) war erstaunlich fein aufgelöst. Insgesamt begeisterte der Apprentice uns mit seinem überaus natürlichen, rhythmischen Klang. Er ist jeden Cent wert.


Fazit: Eine unscheinbare MM Phonovorstufe, die durch Reduktion für das aufgerufene Geld einfach grandios spielt. Ein tolles Ding, nicht nur für Einsteiger.
Alexander Rose-Fehling



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