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Edwards Audio MM 4 MK 2 Test

Alt gegen neu
Vor eineinhalb Jahren bin ich dem Edwards Audio MM4 zum ersten Mal  begegnet. Kurz darauf war klar: Der kleine MM-Phonoverstärker macht  sich so gut in meiner Anlage, dass er bleiben muss. Nun gibt es einen Nachfolger. Ist schon die Zeit für einen Wechsel gekommen?

Der MM4 ist ein reiner MM-Verstärker und hat auch nur einen Eingang. Der Powerschalter sitzt auf der Rückseite Es hat mich durchaus ein wenig überrascht  zu sehen, dass mittlerweile einige Geräte der Firma Edwards Audio ihre Acryl-Gehäuse  abgelegt und solche aus Stahlblech bekommen haben. Überrascht, weil die Verwendung von  Acryl auch mit den langlichen Vorzügen argumentiert wurde. Aber ob es nun den Wünschen der Kundschaft oder neuen Erkenntnissen geschuldet ist: Das aktuelle Gehäuse des MM4 Phonoverstärkers ist aus gefalztem Stahlblech und sieht echt gut aus. Ich kann mir auch vorstellen, dass bei einem Preis von nunmehr 600 Euro der ein oder andere Kunde ein vermeintlich hochwertigeres Gehäuse überzeugender findet, auch wenn ich persönlich rein gar nichts an Acryl auszusetzen habe und die alte Version sogar hübscher finde. Der Hauptvorteil dürfte sein, dass man Staub nicht ganz so schnell sieht wie auf der schwarzen Acryl-Version. Das ist nämlich wirklich lästig.

Black Metal

Gab es den Vorgänger noch in mehreren Farbausführungen, ist damit nun Schluss: Den MM4 MKII gibt es nur in Schwarz. Inhaltlich hat sich auch nicht allzu viel getan, es gab aber ein paar kleine Upgrades, über die sich der Hersteller jedoch weitgehend ausschweigt. Geblieben ist auf jeden Fall das aufwendige interne Netzteil mit Ring-kerntrafo, das über getrennte Plus- und Minus-Gleichstromausgänge verfügt, was für maximale Unempfindlichkeit gegen Störgeräusche bei maximalem dynamikbereich und höchster Übersteuerungsfestigkeit sorgen soll. Und das ist  rundsätzlich etwas Feines, wenn ein Phonoverstärker dieser reisklasse ohne ein billiges Steckernetzteil auskommt, sondern ein richtig potentes internes hat. Die Bauteile-Auswahl bleibt gewohnt hochwertig: Die zweischichtige Platine bietet eng tolerierte, mit einem dünnen Metallfilm versehene  ELF-Widerstände von Vishay, Panasonic PSU-Kondensatoren aus der FM Serie und Vishay Polyester/Polypropylen-Folien-ndensatoren. Die RIAA-Entzerrung, also die Begradigungder für den Vinylschnitt erforderlichen Veränderungdes Frequenzgangs (Bässe im Pegel) gesenkt, Höhen  ngehoben), erfolgt in einer Kombination aus einem aktiven Bass- und einempassiven Höhenfilter, mit einer Genauigkeit von 0,25 dB. Die Ausgangsstufe ist gepuffert, die Ausgangsimpedanz ist sehr gering, was praktisch ist, wenn man lange Kabel vom MM4 zum Verstärker legt. Auf der Rückseite geht es spartanisch zu, was daran liegt, dass es hier nichts einzustellen gibt. Bei einer sinnvoll gemachten MM-Phonostufe ist das aber auch nicht nötig. Der Eingangswiderstand beträgt 47 kOhm, die  ingangskapazität 120 pF. Das passt so, da muss man nichts umstellen können. Verstärkt wird um 43 dB, auch das ist ein guter Wert. Die Genauigkeit der RIAA-Entzerrung gibt der Hersteller mit 0,2 dB Abweichung an, unterhalb von 1 kHz ist es dezent mehr. Das ist aber alles im grünen Bereich und besser, als man angesichts des Preises erwarten würde, denn: Kanalgleichheit bei Phonoverstärkern ist nicht ganz trivial. Der Fremdspannungsabstand ist sehr gut, die Kanaltrennung auch. Und Verzerrungen spielen schlicht keine Rolle. Zurück zur Rückwand. Neben zwei Paaren Buchsen (Ein- und Ausgänge) und einer Erdungsschraube sitzt hinten auch der „harte“ Netzschalter. Der Stromverbrauch ist aber so gering (2,4 Watt), dass man sich darüber nicht den Kopf zerbrechen sollte.

Klang

Das Aufeinandertreffen der beiden Modelle fand bei mir Zuhause statt. Zuspieler war mein Transrotor Dark Star Reference mit MM-System  rtofon Concorde Music Black LVB 250. Die MM4s lieferten das Line-Signal an die Rotel-Vorstufe RC-1590MKII, und die versorgte die Lautsprecher Focal Alpha Evo 65. Das ist eine Kette, mit der man auch feine Unterschiede hören kann. Das neue Modell MM4 MK2 durfte anfangen. Die Suite Española von Rafael Frühbeck De Burgos klang super dynamisch und schlank-durchhörbar. Dark Star und Music Black LVB führen offensichtlich eine knackig-dynamische Beziehung, hier bleibt kein Auge trocken. Rage Against The Machines „Bombtrack“ hatte nicht nur Punch im Bass, sondern entwickelte einen Sog, der einen förmlich in den Song reinzog. Rhythmik und Timing waren exzellent. Zeit für den Wechsel auf den Vorgänger. Die MM4 im Acryl-Gehäuse bot beinahe dieselbe starke Klangqualität, beinahe denselben Punch, beinahe denselben Drive. Aber Fiona Apples Stimme in „I Want You To Love Me“ war etwas weniger freigestellt. Ähnlich das Ergebnis bei der grandiosen Live-Aufnahme von Albert Mangelsdorff, Jaco Pastorius und Alphonse Mouzon, bekannt als „Trilogue – Live!“. Das Schlagzeug im Remaster von 2020 klang über die neue MM4 weniger harsch in den Becken, der Raum war etwas größer. Ausreißer:

Tom Pettys „Time To Move On“ klang über die Acryl-Variante fluffi – ger und weniger steril. Mit allen anderen Teststücken jedoch spielte die neue MM4 etwas besser als die alte. Und so bot auch das Eröffnungsstück „The Burdens And The Hopes“ von Matt Mortons Soundtrack zu Apollo 11 eine nochmals fein gesteigerte Spannung. Dieses lange, sehr gleichförmige Stück entlarvt langweilige Geräte sofort. Dann ist das ein wenig belanglos, ein wenig langweilig, man fragt sich vielleicht sogar, wann endlich was passiert. Stimmt die Wiedergabekette, dann gibt es hier innere Spannung und Atmosphäre zuhauf. Hut ab! Und wer alles aus der MM4 MK2 rausholen möchte, der gönnt ihr ein solides, geschirmtes Netzkabel, etwa von Puritan Audio Labs. Diese Investition kann aber gerne etwas warten. Die Frage jedoch, die diesen Test so schön abschließen könnte, nämlich welches der beiden Geräte man kaufen soll, stellt sich nicht. Die alte Version ist nicht länger erhältlich. Besitzer des Vorgängers müssen auch nicht allzu nervös werden, denn die klanglichen Unterschiede sind zwar vorhanden, aber nicht gravierend. Letztendlich freue ich mich, dass es so toll klingende und für viele Vinyl-Fans bezahlbare HiFi-Geräte gibt, die kaum Wünsche offen lassen. Und auch wenn der Preis um 200 Euro gestiegen ist, bleibt das Preis-Leistungs-Verhältnis schlicht sehr gut!
Fazit wer nur mit Moving-Magnet-Tonabnehmern Platten hört oder für MCs einen Übertrager nutzt, der kann mit dem Edwards Audio MM4 MK2 durchaus glücklich werden. Der Phonoverstärker macht richtig Musik, mit Druck, Tempo und Luftigkeit.
Alexander Rose-Fehling

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