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Testbericht MC 6

Stereoplay 2022-12

Sorglos Platten hören Sie suchen einen dezenten Phonovorverstärker, der eine gute, flexible Ausstattung bietet, klanglich weit oben mitspielt und dabei preislich auf dem Boden bleibt? Suchen Sie nicht weiter, sondern hören Sie sich den MC6 an.

Menschen, die nicht viel mit HiFi am Hut haben, kann man nur schwer erklären, warum viele
Produkte so teuer sind. „Häh, um den Plattenspieler zu betreiben, brauche ich noch einen Vorverstärker und der kostet bitte was???“ Da kann es hilfreich sein, die Marke Edwards Audio zu kennen, bei der die Preisgestaltung freundlich bleibt und die Phonoverstärker bei 160 Euro
anfangen. Und das Phonoverstärker-Flaggschiff kostet „gerade mal“ 900 Euro. Das ist schon bemerkenswert.

Den Preis wert?

Nun wäre der Preis natürlich immer noch zu hoch, wenn das Gerät nichts taugte. Dann würden Sie es an dieser Stelle aber auch nicht finden. Fangen wir mal außen an. Die Front und das geschwungene Teil, das Deckel und Seitenteile bildet, sind aus Acryl. Der Rest des Gehäuses besteht aus eloxiertem und extrudiertem Aluminium und macht einen hochwertigen Eindruck.
In die Front ist das Logo eingelassen. Je nach Betriebsart wird es blau (MC) oder rot (MM) beleuchtet.
Auf der Rückseite finden sich zwei Druckknöpfe.Der eine schaltet das Gerät einoder aus, und zwar komplett, eine sehr positive Folge der Tatsache, dass das Netzteil mit im Gehäuse steckt, und der andere wählt die Betriebsart aus (MM oder MC). Wer den MC6 an den verwendeten
Tonabnehmer anpassen will, muss den Deckel abnehmen, was kinderleicht ist.

Und auch wenn das unpraktisch ist für all diejenigen, die gerne mal Tonabnehmer tauschen bzw. mehrere nach Lust und Laune betreiben, so finde ich es immer auch sinnvoll, wenn sich ein Nutzer mal das Innere eines solchen Gerätes ansieht. Selbst wenn man keine Ahnung von den
Bauteilen und ihren Aufgaben hat, bekommt man schnell einen Eindruck dafür, ob ein Hersteller sauber arbeitet und ob das Ergebnis hochwertig wirkt. Und dieser Eindruck stellt sich hier sofort ein.

Flexibel

Für die Anpassungen finden sich dann auf der Platine ganze acht DIP-Schalter-Blöcke. Hier gibt es viel auszuprobieren, allein drei Verstärkungsstufen für MM-Sym teme etwa (36, 42 und 50 dB) und weitere vier für MCs (bis 72 dB). MMs kann man wahlweise mit 47 Kiloohm oder mit einem Kiloohm Eingangsimpedanz konfrontieren, wobei 1 kOhm hier eher für High-Output-MCs sinnvoll ist. Dazu kommen noch vier Eingangskapazitäten zwischen 47 und 220 pF. Die Eingangskapazität lässt sich selbst für die MC-Stufe einstellen, was man nun wirklich nicht alle Tage erlebt. Die Abschlussimpedanz für MCs ist ebenfalls „dreistufig“: 10, 100 und 470 Ohm decken ein breites Spektrum ab, 1 Kiloohm wäre noch schön gewesen, aber auch so hatte ich keine Hemmungen, mein Denon DL-103 (das ja rein rechnerisch mit 470 Ohm gut fährt, aber ohrenscheinlich mit 1 kOhm etwas „befreiter“ klingt) hier zu betreiben.

Strom und Schaltung

Was aber nach dem Abheben des Deckels als Erstes ins Auge springt, ist der recht üppige Ringkerntransformator (Made in Europe). Eine Gleichspannungsfilter in Form von Elkos und Dioden entfernt Gleichspannungsanteile aus der Netzspannung, das vermeidet unter Umständen auftretendes Trafobrummen. Anschließend folgen noch Gleichrichtung und Siebung. Neben der Stromversorgung wird auch die Schaltung (wie der Rest des Gerätes) der Preisklasse absolut gerecht. Neben SMD-Bauteilen finden sich hier integrierte Operations-Verstärker und sogar eine diskrete Ausgangsstufe. Das von der Platte angelieferte, im Frequenzgang stark veränderte Signal wird teils aktiv, teils passiv wieder linearisiert. Wie gut das gelingt, zeigen die Laborwerte.

Labor

Messtechnisch ist der kleine schwarze Kasten nahezu makellos. So sind etwa die Frequenzgänge bei MM und MC linear und breitbandig. Das Klirrverhalten ist in beiden Betriebsarten vergleichbar (nur der Pegel ist bei MM geringer): Ein leichter Netzbrumm ist in den Messungen sichtbar, im Betrieb aber nicht hörbar, auch nicht in leisen Passagen klassischer Musik. Der Ein dicker Trafo, ein Gleich- spannungsfilter und eine diskrete Ausgangsstufe:
Hier wird Aufwand betrieben. Klirr höherer Ordnung machte sich ebenfalls nicht auffällig bemerkbar.

Der Stromverbrauch ist wie nicht anders zu erwarten gering. Drei Watt im Betrieb sind harmlos und man ärgert sich auch nicht, wenn man mal vergisst, das Gerät auszuschalten.

Ach und noch was: Die von uns ermittelte maximale Verstärkung lag sogar über der Herstellerangabe (72 dB) bei 77 dB. Das ist wirklich üppig und bringt auch sehr leise Tonabnehmer zum Singen.

Hörtest

Hoch im Kurs bei mir ist gerade John Coltranes Album „Soultrane“. Die Mono- LP hilft nicht nur beim Aufstellen von Lautsprechern, sie klingt auch gut: Sehr natürlich und lebendig, obwohl die LP mal 10 DM bei Zweitausendeins gekostet hat (wie auch mein Lieblingsalbum von Coltrane: Traneing In). Dieses mir vertraute Klangbild gibt die MC6 exakt so wieder: natürlich und lebendig. Von den Tests der letzten Ausgaben finden sich noch Geräte hier, also mal gucken, wie sich die ausladendere Fezz Audio für 750 Euro (11/22) gegen die Edwards schlägt:
Sie spielt klar zurückhaltender, feiner und wirkt ein bisschen wie ein Gentleman. Das hat etwas überaus Angenehmes. Sie spielt aber auch weniger druckvoll als die MC6, die auf das erste Hinhören ziemlich komplett und makellos wirkt. Die Edwards- Phonostufe hat ordentlich Punch und dazu einen Raum, der auch jenseits der Preisklasse nicht selbstverständlich ist: kompakt zwar, aber glaubwürdig und mit Luft zwischen den Instrumenten. Beim Debut-Album der Instrumental-Stoner- Rocker Lord Elephant (Heavy Psych Sounds) sorgt sie für Über- und Durchblick, das ist klasse. Die wunderbare Pier Audio MM/MC 8 aus derselben Ausgabe weist die MC6 dann jedoch in ihre Schranken. Sie spielt nochmals lebendiger, wirkt flinker und gibt Stimmen einen Hauch mehr Wärme. Die Haken: Sie kostet 300 Euro mehr und ist deutlich weniger flexibel an Tonabnehmer anpassbar. Ich habe mir in letzter Zeit einige MFSL-LPs gekauft. So etwa die wunderbare Doppel-45er-LP von Vanilla Fudge.
Sicher keine audiophil aufgenommene Musik, über MFSL aber eine Wucht. Schon mit einem Ortofon Quintet Red für um die 300 Euro klingt das über den Edwards Audio Preamp herrlich authentisch und druckvoll, ohne obenrum nervig zu werden, und das selbst dann nicht, wenn
man sich mal hinreißen lässt und etwas lauter dreht. Die luxuriöse, aber wirklich famose
Ultradisc-One-Step-Pressung von Janis Joplins „Pearl“ war mit einem Dynavector DV-10X5 Neo MKII im Dr. Feickert Firebird eine Freude über die MC6: Dynamisch zupackend, räumlich präzise, detailreich, sauber und druckvoll.


Fazit: Unscheinbar, aber ohne Fehl und Tadel: Die Edwards Audio MC6 überzeugt
auf ganzer Linie sowohl im MM als auch im MC-Betrieb.
Alexander Rose-Fehling

Testurteil
Preis/Leistung überragend Klang 58/58 Gesamturteil 80 Punkte






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